DRK KRankenhaus

Nach der Sanierung ist vor dem Neubau

Anlass zur deutlichen Kritik gibt allerdings die Verlegung der Geburtshilfe und Gynäkologie vom zentralen Standort Hachenburg nach Kirchen. Als Begründung hierfür wird insbesondere angegeben, dass es durch die dort bereits vorhandene Pädiatrie rund um die Uhr möglich ist, auch für medizinische Notfälle bei Frühgeborenen und Müttern einzustehen – ein nachvollziehbares Argument aus Sicht des Trägers.

Für den Großteil der Fälle der werdenden Mütter, die bislang wohnortnah hervorragend betreut wurden, stellt diese Entscheidung jedoch eine deutliche Verschlechterung der Situation dar. Die Idee der Einführung eines von den Beleghebammen geführten Geburtshauses klingt im ersten Moment zwar gut, löst aber keines der Probleme, die bei schwierigen Geburten entstehen können. Wenn ein Krankenhaus nicht ohne pädiatrische Abteilung in der Lage dazu ist, problematische Fälle bei Neugeborenen angemessen zu versorgen, kann das ein Geburtshaus ohne entsprechenden pädiatrischen Unterbau erst recht nicht. Die Hebammen – und mit ihnen die Patientinnen - werden allein gelassen.

Feststellbar ist ferner, dass sich mit der Stärkung des Krankenhauses in Kirchen, das unmittelbar vor den Toren der Stadt Siegen und der dortigen Schwerpunktkliniken liegt, die Geburtshilfe fast vollständig aus dem Westerwaldkreis verschwindet. Eine durch die Nähe zu Siegen ohnehin sehr gut versorgte Region wird gestärkt, während der Westerwald ausblutet.

Der Auftrag für die medizinische Versorgung ist nicht ohne Grund bei den Landkreisen gesetzlich verankert, um für Bürgerinnen und Bürger diese zentrale Frage der Daseinsvorsorge vor Ort sicherzustellen. Dieser gesetzliche Auftrag wird mit den vorliegenden Planungen aus unserer Sicht nicht mehr zufriedenstellend erfüllt.

Die Versorgungslage verschlechtert sich innerhalb unserer Region deutlich. Die Gleichheit von Lebensverhältnissen in Stadt und Land wird konterkariert und der Wirtschaftsstandort verliert für die in der heutigen Zeit so wichtige Anwerbung von Fachkräften an Attraktivität.  Damit sind wir nicht einverstanden.

Unsere Forderungen lauten daher:

  • Kein dauerhafter Umzug der Geburtshilfe und Gynäkologie nach Kirchen
  • Konsequente weitere Planung des Krankenhausneubaus mit Gynäkologie, Geburtshilfe und Pädiatrie in Müschenbach
  • Gleichwertige medizinische Versorgung im ländlichen wie städtischen Bereich

Dass dem Träger im Zuge einer Insolvenz in Eigenregie die Hände gebunden sind und der Gläubigerausschuss „das Sagen hat“ leuchtet ein, aber dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit vielen Jahren die strukturellen Defizite an den Krankenhausstandorten mit Fleiß und Leidenschaft aufgefangen haben, gekündigt wird, ohne Alternativen anzubieten, ist für die Betroffenen und die Pflegeberufe im Allgemeinen ein Schlag ins Gesicht.

 Das Land täte gut daran, im Wege der Krankenhausplanung zukunftsweisende und damit mutige Entscheidungen zu treffen, damit für Patienten und Beschäftigte ein klares Signal für gute Versorgung gestellt wird. Es geht um elementare Lebensbedürfnisse unserer Bürgerinnen und Bürger. Der Neubau des Krankenhauses in Müschenbach muss, ungeachtet der heute erst in den Grundzügen bekannten Ausgestaltung der bundes- und landespolitischen Vorgaben der Krankenhausreform, während und nach Abschluss der Sanierung weiter fest im Blick behalten werden. Ein entsprechend großes und modernes Krankenhaus ist für die Attraktivität der Region und die medizinische Versorgung der Bevölkerung unerlässlich.

Wir sichern allen Beteiligten bei der weiteren Planung unsere Unterstützung zu.